Greifvögel im Nationalpark Hohe Tauern im Fokus der Forschung

(30.06.2014) Greifvögel leisten einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung eines biologischen Gleichgewichts – Grund genug für den Nationalpark Hohe Tauern Leben und Lebensräume dieser Geschöpfe in zahlreichen Forschungsprojekten zu untersuchen.

Dabei werden die ExpertInnen des Nationalparks aktuell von einer Gruppe (inter)nationaler WissenschaftsjournalistInnen begleitet, die so hinter die Kulissen der Artenschutzprojekte blicken dürfen.

Im größten Schutzgebiet Mitteleuropas erfahren sie so, mit welchen Initiativen des Nationalparks die Wiederansiedelung des Bartgeiers gelingen kann. Ebenso erleben sie die Beobachtung, Dokumentation und Analyse des "Alltags" der Gänsegeier sowie des Brutverhaltens des Steinadlers.

Überragend in ihrer Größe und lautlos spähend  – als vermeintliche Bedrohung wurden Greifvögel lange gejagt, getötet und geächtet. Erst seit wenigen Jahrzehnten wandelt sich dieses Bild: Ihre essenzielle Rolle als wichtiger Teil des Ökosystems wurde erkannt und wird seitdem umfassend erforscht.

Diese Forschung wird im Nationalpark Hohe Tauern – dem größten zusammenhängenden Naturschutzgebiet Mitteleuropas – in mehreren Projekten mit großer Leidenschaft durchgeführt. Einblick in die Arbeit der ExpertInnen des Nationalparks erhalten aktuell zwölf WissenschaftsjournalistInnen aus dem In- und Ausland.

Forschung als zentraler Aufgabenbereich des Nationalparks – neben dem Naturraummanagement und der Bildung & Besucherinformation – ist dem Direktoriumsvorsitzenden des Nationalparkrates Hohe Tauern, DI Hermann Stotter, ein besonderes Anliegen: "Artenschutz und Forschung können nicht als zwei voneinander unabhängige Materien betrachtet werden.

Um erfolgreiche Artenschutzkonzepte zu entwickeln, bedarf es eines grundlegenden Verständnisses von spezifischen Verhaltensweisen der Greifvögel sowie ihrer Rolle im Naturraum – auf beides fokussieren unsere Experten und Expertinnen und leisten so einen international anerkannten Beitrag zur Erhaltung der Greifvögelbestände."

So nahm beispielsweise eines der europaweit bedeutendsten Artenschutzprojekte seinen Anfang im Nationalpark Hohe Tauern: das Projekt zur Wiederansiedelung des Bartgeiers in den Alpen. Ziel des Projektes ist es, eine sich selbst erhaltende Population dieser majestätischen Greifvögel aufzubauen.

Im Rahmen eines großangelegten Monitorings werden dazu seit Jahren Bartgeierbeobachtungen zentral gesammelt und ausgewertet – eine wesentliche Vorraussetzung, um die Dokumentation der Lebensgeschichte einzelner markierter Individuen durchzuführen und so laufend das Voranschreiten des Projekts kontrollieren zu können.

Ein umfassendes Monitoring findet auch im Rahmen eines anderen Projektes statt: Lebensgewohnheiten, räumliche Nutzungsmuster und Habitatpräferenzen des Gänsegeiers werden von den WissenschafterInnen verfolgt.

Dazu sind bisher sechs Gänsegeier mit GPS-Sendern ausgestattet worden. Zusätzlich wird der aktuelle Bestand der Gänsegeierpopulation penibelst erfasst und dokumentiert. Diese Erfassung ist insbesondere für Gänsegeier wichtig, gelten sie doch als ausgezeichnete Bioindikatoren für die Ursprünglichkeit von Lebensräumen und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen durch den Menschen.

Wie es um einen weiteren Greifvogel des Nationalparks, und zwar konkret um seinen Nachwuchs bestellt ist, wird seit 2011 in jährlichen Untersuchungen von Steinadlerhorsten erhoben. Dazu kontrollieren die ExpertInnen alle bekannten Horste im Nationalpark in mehreren Durchgängen, kartieren diese und eruieren Bruterfolge und -abbrüche. So können Details zur Populationsentwicklung bereits sehr früh prognostiziert werden.

Dass für diese Forschungsarbeiten großes Engagement nötig ist, beweisen die WissenschafterInnen des Nationalparks tagtäglich – wohl mit ein Grund für das große Interesse der JournalistInnen, einmal hinter die Kulissen des Nationalparks blicken zu dürfen.


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